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Interview: "Ein Renditehebel, für den es sich zu investieren lohnt"

Interview mit Hubertus Theile-Ochel, geschäftsführender Gesellschafter, Golding Capital Partners
20/3/2024

Welche Bedeutung haben Nachhaltigkeitsfaktoren für institutionelle Private Equity- und Venture Capital Fondsinvestoren?

Die Bedeutung ist schon jetzt groß und nimmt weiter zu. Für einen langfristigen Kapitalgeber sind Nachhaltigkeitsfaktoren auch ein langfristiger Renditetreiber. Ein Unternehmen übereinen längeren Zeitraum hinweg bis zu einem späteren Exitals Investor und damit als Eigentümer und Gestalter entlang von Nachhaltigkeitskriterien weiterzuentwickeln und Verantwortung zu übernehmen, ist nach unserer Überzeugung eine vielversprechende Strategie, um langfristig einen positiven Mehrwert zu schaffen. Der entscheidende Vorteil für Private Equity dabei ist, dass die Gestaltungsmöglichkeiten aktiv genutzt werden können.

Auch Investoren entdecken mehr und mehr die Relevanz,die Nachhaltigkeitsfragen für sie haben. Verbindliche Vorgaben, die Investoren zur Nachhaltigkeit verpflichten, werden in unterschiedlichem Maße von der Regulierung beeinflusst.Dennoch wächst das Bewusstsein und die Bereitschaft, Nachhaltigkeitskriterien stärker zu berücksichtigen, auch unabhängig von regulatorischen Anforderungen. Zum einen, weilNachhaltigkeit langfristig ein Renditetreiber ist. Zum anderenaber auch, weil ein stärkeres intrinsisches Bewusstsein dafürherrscht, in welche Geschäftstätigkeiten und vor allem Geschäftspraktiken investiert werden sollte und welche nicht.Also nicht nur die Frage nach der Höhe der Rendite, sondernauch, wie diese erwirtschaftet wird.

Welches sind die größten Treiber für diese Entwicklung?

Zu dem genannten Renditefaktor und der gesteigerten intrinsischen Motivation kommt auch der regulatorische Rahmen.Der wirkt nicht überall gleich: Der Gesetzgeber übt keinen unmittelbaren Zwang aus, nachhaltig zu investieren, und incentiviert solche Investments auch nicht direkt. Doch die durch Reporting- und Offenlegungspflichten deutlich gestiegene Transparenz und Vergleichbarkeit wirkt wie ein zusätzlicher Motor, sich damit stärker und aktiver auseinanderzusetzen. Nicht nur Finanzprodukte und deren Emittenten legen mit zunehmender Regulierung offen, wie sie nachhaltiger investieren. Auch institutionelle Investoren selbst sind in der Pflicht,ihre Prozesse und die ESG-Bilanz ihrer Investitionen zu dokumentieren. Das lädt zu einer viel aktiveren Auseinandersetzung damit ein und führt dazu, dass Nachhaltigkeit heutzutage ganz selbstverständlich mit im Fokus jeder vollständigen Due Diligence und jeder ausgewogenen Anlageentscheidungsteht.

Wie haben Sie als Asset Manager ESG integriert und wo lagen die größten Herausforderungen?

Die Basis hierfür bildet bei uns ein Analysemodell, das wir 2018 aufgesetzt haben. Es fokussiert sich in erster Linie auf Nachhaltigkeitsaspekte bei unseren Zielfondsmanagern, dawir ja häufig in einer Fund-of-Fund-Struktur investieren. Aus den Investitionen in Privatmarkt-Fonds ergibt sich ein Blind Pool-Charakter und damit auch eine besondere Herausforderung: Wir können zunächst nicht die ESG-Konformität der Einzel-Assets analysieren, sondern lediglich die einzelnen Zielfondsmanager einer Organisations- und Prozess-Due Diligence unterziehen. Wichtig ist uns daher zu identifizieren, welche Zielfondsmanager Nachhaltigkeitsaspekte integriert haben, aktiv berücksichtigen und auch regulatorisch auf der Höhe der Zeit sind. Seit 2023 gehen wir jetzt auch einen Schritt weiter und richten zusätzlich unseren Blick auf Nachhaltigkeitsfaktoren des zu erwartenden Portfolios. Zu welchen Nachhaltigkeitszielen– definiert durch die Sustainable Development Goals (SDGs), die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – werden die Portfoliounternehmen beitragen? Welcher Teil des Produkts wird zu konkreten Lösungen beitragen können? Dies zu identifizieren und in die Investitionsentscheidungen zu integrieren, stellt eine ungleich größere Herausforderung dar, da hierfür eine komplett neue Ebene analysiert werden muss. Das erfordert eine neue Art, wie wir uns mit Investitionen auseinandersetzen und Innovationsbereitschaft.

Welche Rolle spielen ESG-Kriterien bei Ihrer Zielfondsauswahl und den Investitionsentscheidungen?

Zusätzlich zu den beiden geschilderten ESG-Analyseebenen Fondsmanager und Portfolio, beziehungsweise Portfoliounternehmen haben wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie auch mit dem Risikomanagement verknüpft. Dazu haben wir Faktoren identifiziert, die einen besonderen Risikokontext aufweisen und dort Mindestanforderungen definiert. Dabei gehtes um die Formalisierung von ESG-Aspekten in der Organisation, die Standardisierung von ESG in der Due Diligence, die Identifikation von Klimarisiken, ein konstantes Monitoring sowie die Sicherstellung der Berichterstattung im Fall von negativen Vorfällen oder Entwicklungen. Durch die Mindestanforderungen in diesen Bereichen und ihre konsequente Berücksichtigung erreichen wir eine klare ESG-Risikoabgrenzung nach unten.

Ist ESG eher ein Kostenfaktor oder ein Renditehebel?

Beides: ESG ist ein Renditehebel, für den es sich zu investieren lohnt. Denn zunächst erfordert eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur Kapital, sondern auch Ressourcen und Kraft – wie bei jeder guten Due Diligence. Das Entscheidende ist, dass sich dieser Aufwand langfristig lohnt, und zwar auch finanziell. Davon sind wir felsenfest überzeugt, sonst würden wir das nicht in dieser Konsequenz umsetzen.

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