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Studie von BVK und PwC: Gekommen um zu bleiben, ESG Strategien von Beteiligungsgesellschaften in Deutschland

Beteiligungsgesellschaften in Deutschland und ihre ESG-Strategien: Studie von BVK und PwC Deutschland beleuchtet Umsetzung und Herausforderungen.
13/3/2024

ESG-Aspekte (Environment, Social, Governance) und deren Management haben für Beteiligungsgesellschaften in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dazu haben sowohl die Kapitalmarktentwicklung und gesellschaftliche Veränderungen als auch Gesetzgeber und Regulierungsbehörden beigetragen.

Das individuelle ESG-Management der Gesellschaften unterscheidet sich jedoch in Ausgestaltung und Schwerpunktsetzung.
In einer gemeinsamen Studie beleuchten der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und PwC Deutschland die ESG Strategien im deutschen Venture Capital- und Private Equity-Markt. Im Fokus stehen Fragen zur ESG-Politik, zur Rolle von ESG bei Investmententscheidungen und im Portfoliomanagement sowie zu den Wertsteigerungspotentialen bei den Portfoliounternehmen. Weitere Schwerpunkte sind die ESG-Treiber im Markt sowie die Umsetzung von regulativen Anforderungen.

Immer mehr Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften haben ein aktives ESGManagement implementiert und ESG-Aspekte sind mittlerweile für die Mehrheit der Gesellschaften ein wesentlicher Bestandteil ihrer Aktivitäten - sowohl im Fundraising als auch im Investmentprozess und während der Beteiligungsphase. Dieses Bild zeichnet die Studie, die die Angaben von 70 in Deutschland ansässigen Beteiligungsgesellschaften analysiert. Berücksichtigt wurden sowohl Venture Capital-Gesellschaften (41%), Buy-OutInvestoren (34%) als auch auf Wachstumsfinanzierungen und Minderheitsbeteiligungen fokussierte Gesellschaften (24%).

„Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat im Private Equity- und Venture Capital-Markt einen hohen Stellenwert erreicht. Dies zeigt sich an der großen Mehrheit der befragten Gesellschaften, die ESG in ihrer Organisation verankert haben“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. „Und bei allen Herausforderungen: Neun von zehn Befragten erwarten durch die Umsetzung von ESG-Zielen und Maßnahmen keinen negativen Einfluss auf die Fonds-Renditen.“ „Ganzheitliche ESG-Integration bedeutet für Private Equity- und Venture CapitalGesellschaften die Berücksichtigung von ESG-Aspekten beim Fundraising, bei Investitionen, während der Beteiligung und beim späteren Verkauf.

Es zeigen sich neben der allgemein zunehmenden Berücksichtigung von ESG-Aspekten aber auch Unterschiede in der konkreten Umsetzung, abhängig von der jeweiligen Ambition und den individuellen Stakeholdern“, ergänzt Marc Göbbels, Experte für ESG in Deals und Partner bei PwC Deutschland. Zwei Drittel der befragten Gesellschaften sind Mitglied in einer ESG-Initiative oder haben sich zu konkreten ESG-Standards bekannt, wobei die Principles for Responsible Investment der United Nations (UN-PRI) (68%) und die Sustainable Development Goals (45%) am meisten genannt wurden. Als zentrale Motive für die ESG-Integration nannten die Gesellschaften die eigene unternehmerische Verantwortung, Reputation/Image und Wertsteigerungspotenziale.

Zudem wurden der Investoreneinfluss und die Regulierung als bedeutsam bewertet. Das Risikomanagement ist für die Mehrheit der Gesellschaften allerdings nicht mehr der primäre Antrieb. „Beteiligungsgesellschaften haben erkannt, dass ESG-Faktoren nicht nur dazu beitragen, langfristige Risiken zu mindern, sondern auch die Renditepotenziale ihrer Portfolios zu steigern“, so Göbbels. Für das Fundraising und die Pflege von Investorenbeziehungen (Limited Partners) und damit den Zugang zum Kapitalmarkt hat ESG für die große Mehrheit der Befragten die größte Bedeutung. Aber auch Due Diligence/Investitionsentscheidungen und Öffentlichkeitsarbeit wurden als besonders bedeutsame Bereiche genannt. In Bezug auf Origination und Dealflow spielen ESG-Aspekte jedoch eine untergeordnete Rolle.

Für die große Mehrzahl der Gesellschaften ist die Berücksichtigung von ESG-Aspekten im Investmentprozess wichtig. Nahezu alle Gesellschaften berücksichtigen positive oder negative ESG-Kriterien bei der Auswahl potenzieller Investitionen sowie während der Due Diligence. Für mehr als die Hälfte der Gesellschaften sind ESG-Aspekte während der Due Diligence sogar entscheidungsrelevant. Dies gilt insbesondere für Buyout-Gesellschaften (75%), während es bei Venture Capital-Gesellschaften bei knapp der Hälfte der Fall ist. Auch während der Beteiligung spielen ESG-Aspekte eine wichtige Rolle, wenn auch weniger als im Investmentprozess. Jeweils rund vier von zehn Gesellschaften wirken darauf ein, dass ausgewählte ESG-Aspekte aktiv umgesetzt werden oder ESG-relevante Informationen offengelegt werden.

Die Bedeutung von Value Creation bzw. der finanziellen Wertsteigerung und -erhaltung durch ESG wird von den Befragten allerdings differenziert betrachtet. Jeweils rund die Hälfte der Gesellschaften bewertet diese entweder gering oder hoch, wobei insbesondere Buyout-Gesellschaften eine hohe oder sehr hohe Bedeutung sehen. Die wichtigsten ESG Wertsteigerungstreiber bei den Portfoliounternehmen sind aus Sicht der Gesellschaften die Dekarbonisierung des Geschäftsmodells, die Verbesserung des ESG-Profils für zusätzliche Rendite und höhere Bewertungen (Multiples) sowie mögliche Absatzsteigerungen, etwa durch nachhaltigere Produkte.

Demgegenüber spielt der Zugang zu grüner Finanzierung und Subventionen derzeit kaum eine Rolle. „Die Regulierung ist eine zentrale, treibende Kraft für das ESG-Engagement. Und es zeigt sich tendenziell, dass die befragten Gesellschaften dieser grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Allerdings sehen viele Gesellschaften Herausforderungen in Bezug auf
die Komplexität und die Umsetzung“, so Hinrichs. Regulierung wird von den meisten Gesellschaften einerseits als wichtig und notwendig betrachtet, jedoch andererseits als komplex und wenig zielführend kritisiert. Für die Gesellschaften besteht die größte Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Zielen und Maßnahmen in der Kombination aus zunehmenden Regulierungsanforderungen und dem Fehlen einer Standardisierung bei der Berichterstattung. Die resultierende Komplexität wird durch den Mangel an Personalressourcen insbesondere in den Portfoliounternehmen verstärkt.

Ein vergleichbares Bild zeichnen die Befragten auch hinsichtlich der Umsetzung der SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation). Bei den Gesellschaften, die die Anforderungen der SFDR umgesetzt haben, haben die meisten ihre Fonds gemäß Artikel 8 strukturiert, nur ein kleinerer Teil gemäß Artikel 6 oder 9. Rund ein Drittel hat ihre Bestandsfonds nachträglich anhand der SFDR eingestuft, um sie den Anforderungen der Regulierung anzupassen. Für zukünftige Fonds legen die Gesellschaften einen noch stärkeren Fokus auf Artikel 8-Fonds.

Mit Blick auf die Relevanz der EU-Taxonomie zeigt sich ein heterogenes Bild. Rund 60% bewerten diese als wenig bedeutend für die Investitionsstrategie, die übrigen Gesellschaften sehen dagegen eine hohe oder sehr hohe Bedeutung. Und im Hinblick auf die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) besteht offenbar noch Nachholbedarf. „Nur 7% der Gesellschaften, für deren Portfoliounternehmen die CSRD relevant ist, halten diese für gut auf die Direktive vorbereitet. Nahezu jede zweite Gesellschaft sieht die Unternehmen dagegen noch nicht vorbereitet. Der diesbezügliche Aufwand ist dabei nicht zu unterschätzen“, fasst Marc Göbbels den Handlungsbedarf zusammen.

Die Studie finden Sie hier zum Download.

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